Was bedeutet es eigentlich, Jüdin oder Jude zu sein – heute, mitten in Deutschland? Welche Bräuche, welche Hoffnungen und welche Sorgen prägen jüdisches Leben? Um diesen Fragen nachzugehen, besuchte die Klasse 8B am 25. Juni gemeinsam mit Alexander Bonertz und Deniz Neudeck den Jüdischen Kultur- und Religionsverein Kehl.
Begleitet wurde die Klasse von Léa Javelot und Felix Neumann vom Diakonischen Werk Kehl, die den Besuch organisiert hatten – im Rahmen unserer schulweiten Projekte zu Vielfalt, Toleranz und Antidiskriminierung.
In der kleinen Synagoge in Kehl erwarteten uns David Byk, Vorsitzender des jüdischen Vereins, und Ephraim Minzloff. Offen, ehrlich und mit viel persönlichem Engagement erzählten sie vom Alltag jüdischer Menschen, von Ritualen wie dem Tragen der Kippa, vom Gebet mit Tallit und Tefillin – und von den 613 Geboten, die das jüdische Leben strukturieren.
Besonders bewegend wurde es, als es um das Thema Antisemitismus ging. Ephraim Minzloff sprach sehr persönlich über eigene Erfahrungen mit Ausgrenzung und Anfeindung. Viele Schüler*innen hörten betroffen zu – und stellten dann mutige, interessierte Fragen. Genau das ist es, was solche Begegnungen so wertvoll macht: echtes Lernen durch Austausch.
Auch schwierige Themen wie die NS-Zeit, der Begriff der „Kollektivschuld“ oder der Nahostkonflikt wurden nicht ausgespart. Die Jugendlichen diskutierten aufmerksam mit – und nahmen viele neue Perspektiven mit.
Ein Satz, der hängen blieb, lautete: „Nie wieder wehrlos“ – eine Botschaft der jüdischen Gemeinschaft, die aus der Geschichte spricht und zugleich ein klares Signal für Selbstbehauptung und Schutz vor Hass ist.
Zum Abschluss berichtete Martin Kramer von der katholischen Kirchengemeinde Kehl von den Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben der Religionen in Kehl. Dabei soll künftig ein interreligiöser „Rat der Religionen“ entstehen – ein Ort, an dem man sich begegnet, zuhört und voneinander lernt.
Wir danken dem Jüdischen Kultur- und Religionsverein Kehl, David Byk, Ephraim Minzloff, dem Diakonischen Werk Kehl mit Léa Javelot und Felix Neumann sowie Martin Kramer ganz herzlich für diese eindrucksvolle Erfahrung.